1968 stellt die RhB die beiden Zweikraftloks Gem 4/4 801-802 in Dienst. Einerseits ersetzten sie die beiden auf der Berninalinie vorhandenen Lokomotiven Ge 4/4 181 bzw. 182 aus den Jahren 1916 bzw. 1928, ein zweites Bedürfnis war die Indienststellung leistungsstarker fahrdrahtunabhängiger Diesellokomotiven, welche im Bedarfsfall auch auf dem mit Wechselspannung elektrifizierten Stammnetz bei Fahrleitungsschäden oder auch für die Schneeräumung zur Verfügung stehen sollten. Die beiden Großdieselloks wurden 1963 gemeinsam mit der Furka-Oberalp-Bahn (FO) bestellt. Die FO beschritt eigene Wege und setzte auf zwei reine Dieselloks mit Zahnstangenantrieb, während die RhB einen zusätzlichen elektrischen Antrieb für die Berninalinie mit 1000 V Fahrdrahtspannung ins Pflichtenheft aufnahm. Der elektrische Teil sowie die Drehgestelle der RhB-Loks mit dieselelektrischem Antrieb wurde daher von den wenige Jahre zuvor abgelieferten Triebwagen ABe 4/4 41-46 übernommen. Für den Antrieb sorgten bei fahrdrahtunabhängigem Betrieb zwei aufgeladene 12-Zylinder-Dieselaggregate der Firma Cummins mit jeweils 660 PS bei 2000 U/min, welche Gleichstromgeneratoren speisten. Dank einer Vielfachsteuerung waren sie sowohl mit den ABe 4/4 41-49 bzw. den später beschafften ABe 4/4 51-56 in Doppeltraktion einsetzbar. Zusätzlich wurde noch die Möglichkeit vorgesehen, die Loks aus dem Führerstand einer modernen Schneeschleuder fernzusteuern.
Als erste Fahrzeuge der Berninalinie erhielten die Gem Wappen zur Unterscheidung beider Loks: allerdings wurden keine Landschaften oder Orte gewählt, sondern die Lok 801 schmückt ein Steinbock und die Lok 802 trägt ein Murmeltier.
In der Anfangszeit von 1973 bis 1981 stellten sie ihre zwei Antriebsarten bei der Führung des neu eingeführten „Bernina Express“ täglich unter Beweis: Die Maschinen übernahmen den Expresszug in Samedan und fuhren mit Dieselmotorantrieb nach Pontresina, wo sie auf die Gleichstromfahrleitung der Berninalinie trafen. Mit der Einrichtung eines bezüglich Fahrleitungsspannung umschaltbaren Gleises in Pontresina endete der planmäßige Einsatz mit Dieselantrieb. Aufgrund steigender Zugfrequenzen fanden sie im Fahrzeugpool der Berninalinie Verwendung und gehörten viele Jahre lang in Doppeltraktion mit den Tw II oder III zum gewohnten Bild am Berninapass. 1986/87 wurden sie im Zuge des neu eingeführten Farbschemas entsprechend umgestaltet und mit dem mehrsprachigen Logo versehen.
Nach gut 30 Jahren Einsatzzeit wurden die Maschinen grundlegend erneuert. In der Hauptwerkstätte Landquart wurden unter anderem beide Führerstände abgetrennt und durch neue verlängerte ersetzt. Entsprechende Konsequenzen hatte dies auch auf das ebenfalls zu verlängernde Dach sowie auf den unteren Bereich der Front. Moderne Rechteckscheinwerfer verleihen den Loks ein verändertes „Gesicht“. Weitere Modernisierungen fanden im Bereich der Elektronik und der Motorisierung statt, wobei wieder 12-Zylinder-Motoren von Cummins verwendet wurden: jetzt allerdings mit einer Leistung von je knapp über 700 kW.
Modelldetails
Chassis aus Druckguß
Antrieb und Stromaufnahme über alle vier Achsen
Fahrtrichtungabhängiges LED Spitzensignal 3+1
Modellvariante: Digitalausführung mit Sounddecoder
Bremsschläuche, Heizkupplungen und Griffstangen liegen zur Selbstmontage bei
umspurbar auf H0e (Tauschradsätze optional erhältlich)
Modelle für die Zugbildung